Christine & Robert

Robert und Christine gehen auf Zeitreise und heiraten wie 1920

Feiern wie der große Gatsby

Viel hat nicht gefehlt, und Robert und Christine hätten ihre Hochzeit wieder abgesagt. Etwas unerwartet hatte sich bei den beiden erneut Nachwuchs angekündigt. Und nichts wirft Pläne verlässlicher über den Haufen als eine Schwangerschaft. In diesem Fall allerdings hatte das Baby die Rechnung ohne Beverland-Weddingplaner Dirk Boll gemacht. So wurde Roberts und Christines Hochzeit im Beverland kurzerhand fünf Monate vorverlegt. Doch von Anfang an.

Die Geschichte von Robert und Christine beginnt 2004. Auf die Ouvertüre einer "normalen" Beziehung hatten sie damals verzichtet. Kennenlernen, Verlieben und Zusammenziehen erledigten die beiden quasi in einem Abwasch. Christine, wegen ihrer bayrischen Herkunft auch Gustl genannt, war zum Studium nach Münster gekommen und auf der Suche nach einer Bleibe. In Roberts Wohnung stand ein Zimmer frei – und schon teilte man sich Klingel, Klo und Kühlschrank. Danach hatte Amor leichtes Spiel, bis das Feuer der Liebe brannte wie die Lüneburger Heide 1976. "Ich hätte Robert schon 2005 geheiratet. Aber er hat mich ja nicht gefragt", lacht Christine. 2013, in einem Thailand-Urlaub war Robert dann auch so weit. "Eines abends saßen wir am Strand und philosophierten über das Leben. Das Wasser plätscherte, der Mond schien hell und rund und weit und breit war niemand zu sehen, da dachte ich: Das ist genau der Moment." Ob sie das "Ja" auf seine Frage dann noch über die Lippen brachte, daran erinnere sie sich nicht mehr, sagt Christine. Nur, dass ihr vor Rührung die Stimme weggeblieben und sie vor Freude wild über den Strand getanzt sind.

Perfekt und reibungslos

Zurück in Deutschland stand dann die Planung der Hochzeit an. Ein rauschendes Fest sollte es werden, in der Art, dass der große Gatsby - seines Zeichens Großmeister in Sachen Genuss und Dekadenz - anerkennend mit der Zunge geschnalzt hätte. Bei der Internetsuche nach einer passenden Lokation seien sie dann aufs Beverland gestoßen und spontan und unangemeldet dorthin gefahren, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Als sie drei Stunden später den Heimweg antraten, stand das Konzept: Eine Hochzeit im Stil der 20er und 30er Jahre sollte es werden, samt Freier Trauung und Fahrt mit einer historischen Eisenbahn.

Um es kurz zu machen: Das Fest war ein Knaller. Wie Bonnie und Clyde zueinander passte an diesem Tag alles zusammen; angefangen von der Dekoration im Beverland –grandios –, über die Organisation – perfekt und absolut reibungslos –, bis hin zum Outfit der Gäste – atemberaubend. Es wurde gelacht und geweint, gesungen und getanzt – und Gott sei Dank, es wurde sogar geknutscht. "Das ist für uns immer der Gradmesser für eine gelungene Party", lacht Christine.

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Aus dem Rahmen gefallen

Den Auftakt bildete die freien Trauung im Beverland, zu der alle Gäste bereits stilecht gekleidet erschienen: Die Männer im Anzug, mit Fliege, Hosenträger und einer ordentlichen Portion Pomade in den Haaren. Die Frauen mit Herrenwinker-Locke, Perlenketten, Federboas, Stirnbändern, Handschuhen und schmal geschnittenen Kleidern mit tiefer Taille.
Anders als üblich hatte das Paar auf einen Trauredner verzichtet. Auch die Sitzordnung war eine andere, als man sie auf einer Hochzeit erwarten würde: Robert und Christine saßen in der Mitte des großen Raums, umgeben von ihren Gästen. "Das war eine Zeremonie, wie sie sich Hollywood nicht besser hätte ausdenken können", sagt Robert. Da plauderten die Geschwister des Paares aus dem familiären Nähkästchen oder gaben – begleitet von einem Pianisten am hauseigenen Steinway-Flügel – musikalische Beiträge zum Besten. Und da gaben die Brauteltern, die allesamt mit ihren neuen Lebenspartnern angereist waren, ihren Kindern wertvolle Tipps für eine gelungene Ehe. Kaum einer, der dabei nicht vor Rührung und/oder Freude heulte wie ein Schlosshund. Höhepunkt der Freien Trauung aber waren Robert und Christines selbstformulierte Eheversprechen, an denen sie nächtelang gefeilt hatten.

Zurück in die Vergangenheit

Eine Dreiviertelstunde später als geplant ging es dann auf eine Zeitreise. In Begleitung eines versierten Zeitreise-Leiters, der sämtliche Programmpunkte mit seiner Flüstertüte ankündigte, ging es mit modernen Reisebussen zunächst nach Lengerich.

Es folgte ein kurzer Fußweg, auf dem die illustre Gruppe an Schildern entlang gelotst wurde, mit Daten darauf, die die Gäste zurück in Roberts und Christines Vergangenheit führten, beziehungsweise in die Vergangenheit ihrer Familien. Zum Beispiel zurück zu dem Zeitpunkt, "als ich das letzte Mal in weißer Hose in die Disco ging", lacht Robert und spielt damit auf die Nacht an, in der er seine Unschuld verlor. 

Ziel des gleichermaßen amüsanten wie intimen Zeitsprungs war der Lokschuppen der Teutoburger Wald-Eisenbahn, wo das Brautpaar mit der mit Enthüllung der Jahreszahl 1924 den Startschuss einer schon heute legendären Feier gab. Flankiert von knallenden Sektkorken, flatternden Luftschlangen und einer heiteren März-Sonne spielte alsdann eine Brass-Band auf, dass es eine wahre Freude war. 

Feinsten Jazz und Dixieland im Ohr und perlenden Sekt im Glas, spätestens jetzt schwebte über allem die förmlich greifbare Lust aller, sich an diesem Tag nach allen Regeln der Kunst zu amüsieren. "Das war einfach unfassbar", erinnert sich Christine. Nach einer ausgiebigen Fotosession vor diesem unglaublichen Hintergrund ging es dann mit einer historischen Eisenbahn zurück nach Ostbevern. 



Die hatte den Lokschuppen noch nicht ganz verlassen, da war die Stimmung der Fahrgäste bereits am Siedepunkt. 



Während im Tanzwagon bereits die Hüften zu Boogie Woogie kreisten, wanderten die Musiker von Wagon zu Wagon und begeisterten die Gäste mit Jazzklängen. Für Liebhaber feiner Kreationen aus Schokolade gab es auf der Fahrt noch eins obendrauf: Das Anschneiden der drei Stockwerke hohen Schokoladen-Hochzeitstorte.

 

Gangster-Brot & Alkohol in Tüten

Zurück im Beverland folgte dann ein kurzer Empfang samt Geschenkübergabe. Heimlich wurde dabei sogar Alkohol ausgeschenkt. Selbstverständlich in Gläsern, die mittels Papiertüten vor fremden Blicken geschützt waren. Schließlich galt in den USA zu besagter Zeit der National Prohibition Act. Darüber hinaus hatte das Beverland-Team in der Lobby des Landhotels ein Portraitstudio eingerichtet, in dem sich die Gäste nach Lust und Laune einzeln oder zusammen auf Zelluloid bannen lassen konnten, bevor im Restaurant "Kaseinwerk" schließlich das Essen serviert wurde.



Unnötig zu erwähnen, dass das ebenfalls aus dem gewohnten Rahmen fiel: Es gab durchweg vegetarische Speisen, die das Beverland-Küchenteam alle mit Bezug auf die 20er Jahre aufgemacht hatte. Den Auftakt bildete beispielsweise "Gangster-Brot", wobei das Brot die Form einer Maschinenpistole hatte, während das begleitende Tomatenchutney an Blut erinnerte. Anschließend tischte das Beverland-Team Rucolasalat mit Walnüssen, Feigen und kandierte Ziegenkäsetaler auf.
Der folgende Hauptgang gliederte sich in drei Teile mit den Überschriften "Little Italy", "Back to the USA" und "Chinatown". Serviert wurden Gemüselasagne und direkt vom Laib geschabter Raclettekäse, Veggi-Burger, die vor den Augen der Gäste zubereitet wurden sowie köstliche Seitan-Spieße mit Erdnussbutter, Sushireis und knackigem Wokgemüse. Das Dessert in kleinen Gläsern wurde aus einem großen Cello gereicht.



Eine großartige Show & ein Stromausfall

Danach folgte, was auf keiner echten 20er-Jahre-Party fehlen darf: Eine große Revue. Freunde des Brautpaares hatten eine Vorführung auf die Beine gestellt, an der auch Josephine Baker ihre helle Freude gehabt hätte – bis ein Stromausfall die großartige Show jäh unterbrach. 



Unruhe breitete sich aus und steigerte sich noch, als Stroboskop-Blitze durch den Raum zuckten und eine finstere Gestalt von einem Fenstersims aus plötzlich mit einem Maschinengewehr in die Menge feuerte. Einzig die Braut ließ sich davon nicht aus der Fassung bringen. Kaltblütig beendete sie den Spuk mit einem gezielten Schuss ihrer Fingerpistole und läutete damit gleichzeitig den Hochzeitstanz ein.

Danach ging die Party ab, wild, aber immer mit Stil und der Grandezza der Roaring Twenties. Einen besseren Rahmen als das "Kaseinwerk" hätte es dafür nicht geben können. Ein großer goldener Glitzervorhang trennte die Tanzfläche auf einer Seite ab und sorgte im Zusammenspiel mit einer Spiegelkugel, ordentlich Disconebel und einer eigens installierten Pooldancestange für echte Club-Atmosphäre. Obendrein wartete ein Himmelbett als ausgewiesene Kuschelzone auf.

Variationen vom Flammkuchen sorgten gegen Mitternacht dann noch einmal für eine Energiezufuhr, so dass der feiernden Meute erst im Morgengrauen die Puste ausging. Gegen 6 Uhr früh hatten die letzten Taxis das Beverland dann Richtung Münster verlassen. Das Brautpaar musste weniger Aufwand betreiben, um ins Bett zu kommen. Das nämlich stand nur wenige Schritte vom "Kaseinwerk" entfernt, in einer Suite des Landhotels Beverland – mit allem Komfort des 21. Jahrhunderts.

Quelle Fotos:
Inga Hellmich, Ansgar Dlugos, Christoph Goppel, Maria Daedelow und Hermann Spicher.